Gruppe
Anne Hultzsch
Forschungsschwerpunkte

Gefördert durch einen ERC Starting Grant, untersucht unser Projekt Women Writing Architecture (WoWA) weibliche Architekturerfahrung, wie sie in dokumentarischen Schriften in Südamerika und Europa im 18. Und 19. Jahrhundert aufgezeichnet wurden. Während die Architekturgeschichtsschreibung sich häufig auf die von Männern dominierten Prozesse des Entwurfs und der Produktion konzentriert, bezieht dieses Projekt einen neuen Standpunkt. Unser Ziel ist es, die geschriebenen Beiträge von Frauen zur Architekturkultur zugänglich zu machen. Obwohl sie nicht zum Kanon gehören, enthielten Zeitschriftenartikel, Reiseberichte, Haushaltsanleitungen oder Flugblätter, die von Frauen in dieser Zeit verfasst wurden, durchweg Beschreibungen von oder Kommentare zu Städten und Gebäuden. Diese sind bisher von Architekturhistorikern nie als ein Korpus per se untersucht worden. Mit einer Kombination aus Makro- und Mikroanalyse, close und distant reading, geografischer Kartierung und einer Konzentration auf Erfahrungsbeschreibungen, wird WoWA eine Lücke in der Architekturgeschichtsschreibung aus der Sicht von Frauen füllen.

Unsere Hypothese ist, dass wir in den untersuchten Textes einen weiblichen Einfluss auf die Architekturkultur in einer Epoche aufdecken können, die bis jetzt als von Männern dominiert angesehen wird. Für ein vollkommenes Verständnis der Historie von Bauten, wie sie von kolonisierten Gruppen geformt und erfahren wurden, zeigen wir auf, dass das Gebiet der Architekturgeschichte als Disziplin, heute mehr als je zuvor, über die Produktion von Gebäuden hinausgehen und die Prozesse der Rezeption sowie der Aneignung vertiefen muss. Über den Zeitraum von dramatischer sozialer, politischer, technologischer und architektonischer Wandlung beider Seiten des Atlantiks, erforscht WoWA spezifische Fallstudien von Frauen und dokumentiert tägliche Erfahrungen in Gebäuden, sowie von kanonischen Architekturereignissen. Mit interdisziplinärer Methode und Umfang, sowie feministischen Herangehensweisen, welche sich auf die Schreibweise, die Stimme und subjektive Erfahrungen konzentrieren, wird die Gruppe aus PI, Postdoc, und Doktoranden die weibliche Präsenz in der Architektur in und zwischen Chile, Peru, Argentinien, Großbritannien und im deutschsprachigen Teil Europas in der Zeit von Industrialisierung, Kolonisierung und Revolution, Nationalstaatenbildung und Unabhängigkeit, Historismus und Professionalisierung offenlegen.

Anne Hultzsch ist seit 2021 beim gta tätig. Vorher hatte sie Positionen an der Bartlett School of Architecture (UCL), University of Greenwich, New York University London und der Queen Mary University of London inne. Sie war Postdoktorierende an der AHO, Oslo, im Projekt "the Printed and the Built" (2014-18) und besitzt einen PhD von der UCL (2011). Ihre Forschung konzentriert sich auf architektonische Publikationen des 18.- und 19. Jahrhunderts, der Wahrnehmungsgeschichte, Reisen und der Rolle der Frau in der Architektur vor 1900. Als Autor von Architecture, Travellers and Writers: Constructing Histories of Perception 1640-1950 (Legenda, 2014) hat Anne einen Beitrag zu zahlreichen wissenschaftlichen Zeitschriften und Büchern geleistet. Sie ist Mitverfasserin von The Printed and the Built: Architecture, Print Culture, and Public Debate in the Nineteenth Century (mit Mari Hvattum, Bloomsbury, 2018) und von Building Word Image: Printing Architecture 1800-1950, einer Sondersammlung von Architectural Histories (mit Catalina Mejía Moreno, 2016). Kürzlich hat sie eine Spezialausgabe des The Journal of Architecture im Nineteenth-Century Architectural Magazines (2020) herausgegeben. Anne ist zugleich Kommunikationsbeauftragte des European Architectural History Network (EAHN), Redakteurin derer Zeitschrift Architectural Histories und beruft die Interessengruppe der EAHN Building Word Image.

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PD Dr. Anne Hultzsch